Aktualisiert am: 30.08.2022
Ein betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) wird immer erst dann lebendig und für die Mitarbeitenden erlebbar, wenn BGM Maßnahmen ausgewählt und im Unternehmen umgesetzt werden. Doch welche Maßnahmen gibt es denn überhaupt? Und welche sind für dein Unternehmen die richtigen? Im Folgenden haben wir dir eine aktuelle Liste relevanter Maßnahmen, kreativen Ideen und erfolgreichen Best-Practices zusammengestellt.
Was sind BGM Maßnahmen?
Maßnahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements stellen für Unternehmen ein Mittel dar, mit denen sie Arbeitsbedingungen, Prozesse, die Unternehmenskultur, aber auch das Verhalten der Mitarbeitenden und Führungskräfte gesundheitsförderlich gestalten können. BGM Maßnahmen sind im besten Fall immer Teil eines systematischen BGM Konzepts. Mehr dazu in unserem Ratgeber Betriebliches Gesundheitsmanagement.
Ziele von BGM Maßnahmen
Jegliche Maßnahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements verfolgen grundsätzlich das Ziel, die körperliche und mentale Gesundheit aller Mitarbeitenden zu erhalten und zu stärken. Zum einen sollen gesundheitsgefährdende Faktoren reduziert und zum anderen gesundheitsfördernde Elemente gestärkt werden. Ziel ist es ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem Mitarbeitende wachsen, sich wohlfühlen und leistungsfähig sein können. Zudem sollen die Mitarbeitenden durch BGM Maßnahmen Zugang zu Ressourcen erhalten, die sie positiv für ihre Gesundheit und Wohlbefinden nutzen können und arbeitsbedingte Belastungen reduzieren können. Denn mit einer Stärkung des Einzelnen wird letztlich auch die Organisation als Ganzes gestärkt.
Übersicht und Schnellauswahl
Dieser Ratgeber ist sehr lang, deshalb hast du hier die Möglichkeit dir einen Überblick über alle BGM Maßnahmen zu verschaffen. Solltest du dich für einzelne BGM Maßnahmen interessieren, dann kannst du durch Klicken direkt zu dieser BGM Maßnahme im Text springen.



Neben der klassischen Einteilung in die drei oben aufgeführten Bereiche Arbeitsumfeld, Führungskultur und gesundes Verhalten, werden wir immer wieder auch neue Maßnahmenkategorien hinzufügen, um dir noch mehr Inspiration für euer betriebliches Gesundheitsmanagement zu liefern:


#1 BGM Maßnahmen: Arbeitsumfeld & -prozesse
Unser Arbeitsalltag beeinflusst maßgeblich unsere körperliche und mentale Gesundheit. Schließlich verbringen wir einen großen Teil unserer aktiven Lebenszeit beim Arbeiten. Deshalb sind BGM Maßnahmen, die die Arbeitsabläufe, das -Umfeld und die -Prozesse eines Unternehmens betreffen, für den Erhalt und die Stärkung der Gesundheit der Mitarbeitenden unerlässlich. Mit den folgenden Maßnahmen schafft ihr für eure Mitarbeitenden gesunde Arbeitsbedingungen und ein gesundheitsförderndes Umfeld:
Flexible Arbeitszeit
Durch ein flexibles Arbeitszeitmodell ermöglicht ihr euren Mitarbeitenden eine bessere Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben und bietet ihnen mehr Möglichkeiten zur Selbstbestimmung. Das fördert nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch die Motivation und Leistungsfähigkeit eurer Mitarbeitenden. Ebenso zu erwähnen: Selbstständige und flexible Zeitplanung gehört zu den wichtigsten Kriterien für die Auswahl des Arbeitgebers und erhöht somit eure Arbeitgeberattraktivität
Gleichstellung werdender Eltern fördern
Beschäftigungsquoten und Arbeitszeiten zwischen Müttern und Vätern unterscheiden sich nach wie vor eklatant. Arbeiten über 90 % der Väter mit einem Kind unter 13 Jahren in Vollzeit, ist es nur jede sechste Mutter, die in Vollzeit beschäftigt ist. Das Gleiche gilt für betreuungsbedingte Erwerbsunterbrechungen: Die deutliche Mehrheit der Mütter geht nach der Geburt eines Kindes mindestens ein Jahr in Elternzeit, Väter nehmen in den meisten Fällen nur zwei Monate Elternzeit. Doch entspricht diese Arbeitsteilung überhaupt den Wünschen von Müttern und Vätern? Nein. Wie die folgende Grafik zeigt, würden gern 78 % der Väter, die in Vollzeit arbeiten, ihre Arbeitszeit reduzieren.
Die Studie der Hans Böckler Stiftung hat dabei ergeben, dass die Unternehmenskultur maßgeblich beeinflusst, ob Eltern ihre Arbeitszeit- und Elternzeitwünsche umsetzen können oder aus Sorge vor beruflichen Nachteilen davor zurückschrecken. Selbst wenn formal ein Rechtsanspruch auf Elternzeit, Teilzeiterwerbstätigkeit und ein Rückkehrrecht in Vollzeit besteht, müssen Eltern zusätzlich auch das Gefühl haben, dass es bei ihrem Arbeitgeber legitim ist, diese Rechte auch in Anspruch zu nehmen. So sollten sich noch deutlich mehr Unternehmen überlegen, wie sie ein Klima fördern können, in denen keine traditionellen Geschlechternormen mehr vorherrschen und zeitliche Verfügbarkeit nicht mit Leistung gleichgesetzt wird. Ein erster wichtiger Schritt ist dabei, im Team gemeinsam die derzeitigen, oft implizit vorherrschenden Regeln zu reflektieren. Sind diese aufgedeckt, können geeignete Maßnahmen definiert werden, die die Gleichstellung werdender Eltern entsprechend fördert.
Home Office
Durch die Corona-Pandemie wurde das Home Office für Mitarbeitende, aber auch Arbeitgeber zum “New Normal”. Und das ist auch gut so! Das Home Offce bietet Mitarbeitenden nicht nur mehr Möglichkeiten für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, sie sparen sich auch die Zeit für den Arbeitsweg und können ihren Arbeitsalltag noch flexibler gestalten.
Anonyme Gesundheitsbefragungen & Psychische Gefährdungsbeurteilung
Mit anonymen Gesundheitsbefragungen könnt ihr die Wahrnehmungen und Bewertungen eurer Mitarbeitenden bezüglich der Arbeitsbedingungen (z.B. Workload, Zusammenarbeit und Organisationsstruktur) und deren Einfluss auf ihre Gesundheit, Zufriedenheit und Motivation zielgerichtet erfassen.
Die psychische Gefährdungsbeurteilung ist ein Instrument, um Belastungsfaktoren für die psychische Gesundheit zu ermitteln, zu beurteilen und geeignete Maßnahmen für die Reduzierung von Risiken zu entwickeln. Die Gefährdungsbeurteilung ist seit 2013 eine arbeitsschutzgesetzliche Pflicht und sollte damit regelmäßig in Unternehmen durchgeführt werden.
Diese Befragungen unterstützen euch bei der Erfassung des derzeitigen Gesundheitszustands eurer Belegschaft, bei der Auswahl geeigneter BGM-Maßnahmen und bei der Erfolgskontrolle eurer BGM-Ziele. Für eure Mitarbeitenden ist es ein Instrument, mit dem sie euch auf anonymisierte Weise Feedback geben können und damit eine Möglichkeit zur Mitgestaltung erhalten.
Aktives BEM
Mitarbeitende, die in den vergangenen zwölf Monaten 42 Tage oder mehr aufgrund von Krankheit nicht bei der Arbeit erscheinen konnten, haben einen rechtlichen Anspruch auf ein betriebliches Eingliederungsmanagement. Die Qualität des BEM hat einen großen Einfluss auf die weitere gesundheitliche Entwicklung des Mitarbeitenden. So sollte für das BEM ein fester Prozess vorliegen und es sollte ein BEM Team gegründet oder entsprechende Ansprechpartner ernannt werden.
Gesundheitszirkel
Beim Gesundheitszirkel handelt es sich um eine Arbeitsgruppe, die sich aus den BGM-Verantwortlichen und Mitarbeitenden unterschiedlicher Abteilungen des Unternehmens zusammensetzt. Alle Teilnehmenden können ihre Erfahrungen und ihr Wissen in regelmäßigen Treffen einbringen, um die Arbeitsqualität, die Zufriedenheit, die Kommunikation zwischen Mitarbeitenden und Vorgesetzten sowie die Identifikation mit dem Unternehmen zu verbessern.
Betriebsarzt
Gerade im stressigen Arbeitsalltag werden Arzttermine häufig verschoben oder nicht wahrgenommen. Nur wenige gehen regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen und Erkrankungen bleiben häufig lange unerkannt. Mit dem Angebot eines Betriebsarztes unterstützt ihr eure Mitarbeitenden maßgeblich dabei, bei Beschwerden medizinischen Rat einzuholen und Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen.
Ergonomischer Arbeitsplatz im Büro und Homeoffice
Die meisten von uns verbringen einen Großteil ihrer Arbeitszeit im Sitzen. Um Rückenbeschwerden und Verspannungen zu vermeiden, ist eine ergonomische Arbeitsplatzgestaltung von großer Bedeutung. Unterstützt Eure Mitarbeitenden proaktiv dabei, sich ihren Arbeitsplatz im Büro als auch im Home Office so zu gestalten, dass er sich nicht negativ auf ihre körperliche Gesundheit auswirkt. Angebote können vom Stehtisch, über einen Laptop-Stand bis hin zur Ergonomieberatung reichen.
Konzentrationsräume für Deep Work schaffen
Bei der sogenannten Deep Work handelt es sich um das über einen längeren Zeitraum konzentrierte Arbeiten. Sie ermöglicht es uns, unsere To-do Listen abzuarbeiten, produktiv und kreativ zu sein. Großraumbüros, die zur Kollaboration und zum Austausch anregen, können für das konzentrierte Arbeiten jedoch hinderlich sein. Häufig werden wir in unserer Arbeit unterbrochen und durch Geräusche abgelenkt. Solltet ihr auch in Open Space Büros arbeiten, könnten dedizierte Konzentrationsräume eine tolle Lösung für dieses Problem sein.
Ruheraum
Ein gesunder Schlaf ist elementar wichtig für unsere körperliche und mentale Gesundheit. Doch häufig kommt dieser zu kurz oder wir schlafen schlecht – auch, weil wir uns über Probleme in unserem Job den Kopf zerbrechen. Aus diesem Grund solltet ihr euch auch als Unternehmen überlegen, wie ihr eure Mitarbeitenden in Bezug auf ihren Schlaf unterstützen könnt. Ein Ruheraum, in dem Mitarbeitenden einen Powernap machen können, ist ein Beispiel dafür. Eine Studie der TK ergab, dass ein Drittel der Frauen und jeder vierte Mann sich einen Mittagsschlaf wünschen.
Office Design
Die Arbeitsumgebung spielt eine wichtige Rolle für die Produktivität und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden. Aus diesem Grund solltet ihr euch die Frage stellen, ob euer Office Design das Wohlbefinden und produktive Arbeiten Eures Teams unterstützt. Dabei solltet ihr nicht nur auf das Mobiliar achten, sondern auch auf die Lichtverhältnisse, den Lärmpegel und die Temperatur. Ebenso haben Studien gezeigt, dass eine Bürobepflanzung unsere angeborene Verbundenheit mit der Natur fördert und uns dadurch kreativer sein lässt.
Gesunde Kantine / Zuschuss für gesundes Mittagessen
Unsere Ernährung beeinflusst nicht nur unsere körperliche Gesundheit, sie hat auch einen unmittelbaren Einfluss auf unsere mentale Gesundheit und geistige Verfassung. Damit wirkt sie sich auch indirekt auf unsere Leistungsfähigkeit und Produktivität aus. So sollte jedes Unternehmen das Ziel verfolgen, den Mitarbeitenden Zugang zu gesundem Essen zu ermöglichen. Bei großen Unternehmen ist das mit der Kantine leicht umzusetzen. Doch auch Unternehmen, die keine Kantine besitzen, können mit einem finanziellen Zuschuss Mitarbeitende dabei unterstützen, gesunde Lunch-Optionen (Bowls, Salate, etc.) zu wählen.
Gesunde Snacks
Für viele ist der Snack am Nachmittag fester Bestandteil des Arbeitstages. Wie beim vorherigen Punkt solltet ihr auch hier für gesunde Optionen sorgen. Denn gerade bei Snacks isst man ja häufig das, was eben gerade verfügbar ist. Tauscht also die Snickers- und Mars-Riegel mit Müsli-Riegeln ohne raffinierten Zucker, die Breze oder Wurstsemmel mit ungesalzenen Nüssen oder Obst. Es gibt zum Glück immer mehr Anbieter, die wirklich gesunde und gleichzeitig leckere Snack-Optionen herstellen.
Kostenloses Wasser
Wasser ist Leben. Trotzdem gaben im Rahmen einer Studie der TK fast 40% der Beschäftigten an, dass sie die von der DGE empfohlenen Trinkmenge von 1,5 Liter nicht erreichen. Stress, Vergesslichkeit und Zeitnot waren dabei die am häufigsten genannten Gründe. Unterstützt euer Team mit kostenlosen Wasserstationen und persönlichen Trinkflaschen dabei, mehr Wasser zu trinken und damit für ihre körperliche und mentale Gesundheit zu sorgen.
#2 BGM Maßnahmen: Führungskräfte & Unternehmenskultur
BGM Maßnahmen, die sich auf die Unternehmenskultur und das Verhalten der Führungskräfte beziehen, sorgen dafür, dass gesundheitsförderndes Verhalten nicht nur auf Ebene der Mitarbeitenden gefördert wird, sondern es zu einem integralen Bestandteil der gesamten Organisation wird. Das Verhalten und die Haltung der Führungskräfte nehmen Einfluss auf tägliche Arbeitsabläufe, die Selbstwirksamkeit, die Motivation und damit auch die Gesundheit der Mitarbeitenden. So sollten Führungskräfte mit BGM Maßnahmen für die Gesundheitsförderung im Team nicht nur sensibilisiert, sondern auch qualifiziert werden. Mit den folgenden Maßnahmen sorgt ihr für eine gesundheitsfördernde Führungs- und Unternehmenskultur:
Psychologische Sicherheit fördern
Wenn Mitarbeitende sich psychologisch sicher fühlen, dann fühlen sie sich im Unternehmen, genau so wie sie sind, akzeptiert und respektiert. Eine Studie von Google hat darüber hinaus noch zwei weitere Vorteile von psychologischer Sicherheit aufdecken können: Teams, die sich psychologisch sicherer fühlten, waren besser darin, vielseitige Ideen zu implementieren und eine hohe Performance länger aufrecht zu halten. Ebenso war die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie bei dem Unternehmen bleiben. Um die psychologische Sicherheit in eurem Team zu erhöhen, müsst ihr erst einmal natürlich wissen, wie euer Team das derzeitige Gefühl von psychologischer Sicherheit bewertet. Es gibt eine einfache und zuverlässige Methode, genau das herauszufinden: Die Psychological Safety Assessment Umfrage von der Harvard Professorin Amy Edmondson.


Transparent kommunizieren und Impact verdeutlichen
Häufig fühlen sich Mitarbeitende nicht ausreichend informiert und für sie wird nicht ersichtlich, worauf sie hinarbeiten bzw. welchen Wertbeitrag ihre Arbeit überhaupt leistet. Sollte das Psychological Safety Assessment (siehe oben) ergeben, dass eine transparente Kommunikation in eurer Organisation noch verbessert werden könnte, dann überlegt gemeinsam mit Team-Leads und Mitarbeitenden, inwiefern die Kommunikation verbessert werden kann. Um die Arbeit der Mitarbeitenden mit den Unternehmenszielen besser zu verknüpfen, können Managementmethoden wie die OKR (Objectives and Key Results) Methode genutzt werden. So schafft ihr für eure Mitarbeitenden mehr Transparent darüber, dass sie an den richtigen Dingen arbeiten und inwiefern ihre Arbeit einen wichtigen Wertbeitrag für die Unternehmensmission liefert.
Wertschätzung vermitteln
Gegenseitige Wertschätzung und Dankbarkeit in Unternehmen stärkt die Leistungsfähigkeit, Produktivität, die Qualität der Arbeit und fördert die Mitarbeiter-Loyalität. Belege dafür, hat Chester Elton in seinem Buch “Leading with Gratitude” aufzeigen können. Wie bei der transparenten Kommunikation muss auch gelebte Dankbarkeit vom Management aus initiiert werden. Dankbarkeit zu vermitteln kann so einfach sein, wie ein ehrliches und ernst gemeintes Danke an eine Kollegin oder einen Kollegen. Aber auch spielerische Methoden, wie digitale Kudo-Karten oder eine Dankbarkeits-Pause, bei der man sich in einem Meeting 2 Minuten Zeit nimmt, damit jeder im Team für etwas Danke sagen kann, sind eine gute Möglichkeit.
Keinen Präsentismus fördern
Bei einer Studie der AOK haben 70 % der Befragten angegeben, dass sie in den letzten Monaten krank zur Arbeit gegangen seien. Dass das weder für die Gesundheit des Betroffenen gut ist, noch für die der anderen Kolleg:innen oder der allgemeinen Produktivität des Unternehmens, liegt auf der Hand. Liegt Präsentismus im Unternehmen vermehrt vor, sollten Mitarbeitende von HR und Führungskräften dabei aktiv unterstützt werden, gesundheitsbewusstere Entscheidungen treffen zu können. Zum anderen solltet ihr in einem präventiven Ansatz den Mitarbeitenden genug Ressourcen zu Verfügung stellen, mit denen sie gesundheitliche Beschwerden wie Rückenschmerzen oder mentalen Belastungen wirksam entgegensteuern können. Denn liegen gesundheitliche Beschwerden einmal vor, kann entweder Präsentismus durch eine Erhöhung des Absentismus reduziert werden, oder man versucht ganz gezielt die gesundheitlichen Beschwerden zu lindern.
Pausen und Urlaubszeiten beachten
Zu dieser BGM Maßnahme muss nicht viel gesagt werden: Das Einhalten von Pausen- und Urlaubszeiten sind für den Erhalt der körperlichen und mentalen Gesundheit maßgeblich. So müssen HR-Abteilung und Führungskräfte dafür sorgen, dass Mitarbeitende ohne schlechtes Gewissen ihre Pausen- und Urlaubszeiten wahrnehmen und in dieser Zeit die Möglichkeit haben, zu regenerieren und von der Arbeit abschalten zu können. Dabei kommen wir schon zum nächsten Punkt:
Klare Regeln zur Erreichbarkeit definieren
Eine Deloitte Studie in Österreich hat ergeben, dass bei 65 % der befragten Unternehmen implizit erwartet wird, dass Führungskräfte auch in der Freizeit erreichbar sind. Doch auch Mitarbeitenden fällt es – gerade auch durch die Zunahme des Home Offices – immer schwerer, die Arbeit von der Freizeit klar zu trennen. Wir haben das Gefühl noch erreichbar sein zu müssen, auch wenn wir bereits acht Stunden gearbeitet und eigentlich unsere Aufgaben für den Tag abgeschlossen haben. Doch das Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen, belastet unsere Gesundheit. Definiert deshalb gemeinsam in den Teams klare Regeln, die die Erreichbarkeit betreffen.
Weiterentwicklung fördern
Die persönliche Weiterentwicklung ist gerade für junge Arbeitnehmer:innen einer der Haupttreiber, ob sie bei einem Arbeitgeber bleiben oder nicht. Tauscht euch also mit den Mitarbeitenden darüber aus, wie ihr sie bei ihrer Weiterentwicklung individuell unterstützen könnt. Vereinbart ein jährliches Entwicklungsbudget, das Mitarbeitende für Kurse, Weiterbildungen oder Kongressbesuche nutzen können. Ihr werdet letztlich mit einer höheren Leistungsfähigkeit und Mitarbeiterbindung belohnt.
Feedback geben
Eine offene Feedback-Kultur ist wichtig – auch für das mentale Wohlbefinden. Dem stimmten in einer von Haufe durchgeführten Studie ganze 91 % der Befragten zu. Jedoch halten nur 55 % der Befragten ihre derzeitige Feedback-Kultur im Unternehmen für „nicht gut“ oder „eher nicht gut”. Hier scheint es also Nachholbedarf zu geben. Überlegt, wie ihr ehrliches Feedback häufiger miteinander teilen könnt. Führungskräfte sollten mit gutem Beispiel vorangehen und häufiger aktiv nach Feedback fragen. Gleichzeitig sollten sie sich aber auch Zeit nehmen, Feedback zu geben. Selbst wenn man an der Arbeit eines Mitarbeitenden nichts ändern möchte und vollkommen zufrieden ist, ist das auch ein Feedback, das geteilt werden möchte und von dem der Mitarbeitende profitiert. Außerdem hilft es, wenn Mitarbeitende wissen, an wen sie sich außerhalb ihres Teams wenden könnten, wenn es Klärungsbedarf gäbe. Gerade HR-Verantwortliche, bei denen Mitarbeitende in die Vertraulichkeit vertrauen können, können diese Rolle gut einnehmen.
Zusammenhalt im Team fördern
Tut man gemeinsam etwas Gutes, profitiert nicht nur unsere Umwelt und unsere Mitmenschen, sondern es fördert auch den Zusammenhalt im Team. Überlegt euch, welche Anlässe ihr nutzten könnt, um gemeinsam für den guten Zweck aktiv zu werden. Ein tolles Beispiel ist hier der jährliche World Clean Up Day, der dieses Jahr am 17. September 2022 stattfindet. Stattet euer Team mit Handschuhen und Eimern/Beuteln aus und entfernt gemeinsam den Müll aus der Natur. Mehr Infos zum World Clean Up Day gibt es hier.
Für das Thema Mobbing sensibilisieren
Mobbing am Arbeitsplatz ist ein weit verbreitetes Problem, das häufig unterschätzt wird. Eine wissenschaftliche Studie mit 4000 Teilnehmenden aus Deutschland hat ergeben, dass 17,1 % aller Beschäftigten mindestens einmal bereits Mobbing am Arbeitsplatz erlebt haben. Setzt im Rahmen eures BGM ein Zeichen und sensibilisiert eure Mitarbeitenden für das Thema mit Hilfe von Workshops und Impulsen. Versucht zudem durch anonyme Befragungen herauszufinden, ob Mobbing in eurem Unternehmen ein Thema ist. Dabei sollten Mitarbeitende eine Information erhalten, an wen sie sich im Vertrauen wenden können, wenn eine derartige Situation auftritt.
Vielfalt im Unternehmen fördern und feiern
Die Förderung von mehr Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion (DEI) und die betriebliche Gesundheitsförderung haben beide ein ähnliches Ziel: Die Mitarbeitenden fühlen sich, so wie sie sind, wertgeschätzt, der Organisation stärker verbunden, sind zufriedener, gesünder und profitieren von einer persönlichen Weiterentwicklung. Aus diesem Grund sollten sich Unternehmen überlegen, wie sie Maßnahmen im Bereich DEI und des BGM mehr miteinander verflechten können. Konkrete Maßnahmen, um mehr Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion zu fördern, sind zum Beispiel das Verfassen einer DEI Policy oder die Durchführung eines Unconscious Bias Trainings.
Female Empowerment
Auch Programme, die sich für mehr Female Empowerment einsetzen, sind eine wertvolle Maßnahme, um das Wohlbefinden und die Gleichberechtigung im Team zu fördern. Hier könnt ihr entweder interne Gruppen organisieren, die einen regelmäßigen Austausch zwischen Mitarbeiterinnen fördern, oder auf bestehende externe Netzwerke zurückgreifen. Ein Beispiel ist hier die non-Profit-Organisation Women in Tech.
Führungskräfte schulen
Bei allen BGM Maßnahmen, die wir hier bisher aufgeführt haben, wurde eines deutlich: Führungskräfte spielen eine bedeutende Rolle, wenn es um die Unternehmenskultur, die Werte, die ein Unternehmen vertritt und das allgemeine Wohlbefinden der Mitarbeitenden geht. Deshalb ist es nicht nur wichtig, Führungskräfte als Promoter von BGM Maßnahmen zu gewinnen, sondern auch Maßnahmen, die sich speziell an sie richten, zu identifizieren. Zum einen sollte es darum gehen, ihre eigenen gesundheitlichen Ressourcen zu stärken. Zum anderen solltet ihr aber auch Maßnahmen identifizieren, die ihre Fähigkeiten als Führungskraft stärken. Das können zum Beispiel Seminare zu den folgenden Themen sein: Gewaltfreie Kommunikation, Umgang mit psychisch beanspruchten Mitarbeitenden, Compassionate Leadership, Virtuelles Führen, Emotionale Intelligenz, u.v.m
#3 BGM Maßnahmen: Gesunde Verhaltensweisen
Jeder Einzelne von uns hat durch das eigene Verhalten einen großen Einfluss auf das eigene körperliche und mentale Wohlbefinden. BGM Maßnahmen können Mitarbeitende dabei maßgeblich unterstützen, gesundheitliche Ressourcen aufzubauen und verhaltenspräventiv die eigene Gesundheit zu stärken. Diese Angebote, die als Maßnahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) zusammengefasst werden können, eignen sich mit ihrem Fokus auf die Bereiche Bewegung, Ernährung und mentale Gesundheit für eine ganzheitliche Förderung der körperlichen und mentalen Gesundheit:
Impulsvorträge
Impulsvorträge sind eine tolle BGM Maßnahme, um bei Mitarbeitenden Aufmerksamkeit für die eigene Gesundheit zu erzeugen und sie für bestimmte gesundheitliche Themen zu sensibilisieren. Wie der Name schon sagt, sollte dieses Format einen neuen Impuls bieten, aber gleichzeitig den Mitarbeitenden auch praxisnahe Handlungsempfehlungen mit an die Hand geben, die sie in ihrem Alltag einfach umsetzen können. Damit bieten Impulsvorträge ein tolles Format, mit dem sie Zugang zu Expertenwissen und Antworten auf ihre mit dem Thema verbundenen Fragen erhalten.
Seminare zu Gesundheitsthemen
Seminare und Workshops bieten als BGF Maßnahme euren Mitarbeitenden die Möglichkeit, tiefer in ein Thema einzutauchen und, in häufig mehrteiligen Sessions, ihre gesundheitlichen Ressourcen in einem bestimmten Bereich stärker aufzubauen. Gerade wenn durch Gesundheitsbefragungen ein Thema identifiziert werden konnte, bei dem ein größer Handlungsbedarf besteht, sind Seminare und Workshops genau das richtige Format dafür. Sie können online, oder in Präsenz durchgeführt werden.
Gesundheitstage / Gesundheitswochen
Der Gesundheitstag gilt als eine der klassischsten BGM Maßnahmen. Doch auch ein “altes” Format muss auf keinen Fall verstaubt sein. Gesundheitstage bieten den großen Vorteil, dass sie – wenn richtig kommuniziert wird – Aufmerksamkeit von der gesamten Belegschaft erhalten. Zudem können sie auch als Kick-Off für neue BGM Angebote, wie die Einführung einer digitalen Gesundheitsplattform, genutzt werden. Wichtig ist, dass Inhalte des Gesundheitstages zu den Bedürfnissen der Mitarbeitenden passen und Formate beinhaltet, die Spaß machen und einen Mehrwert bieten. Dann wird aus einem Gesundheitstag ein Health-Event, das noch lange in den Köpfen eurer Mitarbeitenden bleibt. Gesundheitstage können bei euch im Unternehmen, aber auch auf einer digitalen Plattform durchgeführt werden.
Gesundheitskurse
Von Yoga, über Achtsamkeitsmeditation bis hin zum Rückenkurs – mit mehrwöchigen Kursen könnt ihr eurem Team die Möglichkeit geben, gemeinsam als Team regelmäßig etwas für den eigenen Körper und Geist zu tun.
1:1 Coachings – Individuelle Gesundheitsberatung
Die persönliche Einzelberatung bietet Euren Mitarbeitenden die einzigartige Möglichkeit, auf einfachem und schnellen Wege Unterstützung von Expert:innen für ihre gesundheitlichen Herausforderungen zu erhalten. Gerade für Themen wie Stress, Ängste oder anderen mentalen Belastungen, ist der persönliche Austausch mit Expert:innen kaum mit anderen Maßnahmen zu ersetzen. Aber auch wenn es darum geht, gesunde Verhaltensweisen nachhaltig zu etablieren, kann ein Coach das nötige Wissen weitergeben, aber auch die notwendige Motivation liefern. Bei dem ungeschützten Begriff Coaching ist immer noch wichtig zu erwähnen, dass man darauf achten sollte, ausschließlich mit Expert:innen zusammenzuarbeiten – also mit studierten Psycholog:innen, Ernährungsberater:innen oder Sportwissenschaftler:innen.
Check-Ups
Im Rahmen von Gesundheitscheck-Ups erhalten Mitarbeitende einen Überblick über ihren aktuellen Gesundheitszustand und werden auf individuelle gesundheitliche Risiken aufmerksam gemacht. So können Risiken frühzeitig erkannt werden und es motiviert, entsprechende Maßnahmen zur Beseitigung dieser Risiken umzusetzen.
Aktive Pausen
Mit gemeinsamen, aktiven Pausen bringt ihr Bewegung in euren Arbeitsalltag. Gerade auch bei längeren Terminen bietet es sich an, eine 5-minütige Bewegungseinheit mit auf die Agenda zu nehmen. Der Körper wird dabei kurz durchbewegt und die Zufuhr von Sauerstoff wird verbessert.
Sportgruppen
Die Organisation von Sportgruppen, wie ein Lauftreff oder eine Fußballgruppe, bringt Mitarbeitende zusammen und motiviert, noch nach der Arbeit aktiv zu werden. Damit stärkt ihr den Teamzusammenhalt, bietet Möglichkeiten sich auch persönlich besser kennenzulernen und tut gleichzeitig eurer Gesundheit etwas Gutes.
Gesundheitsevents
Eine BGM Maßnahme könnte ebenfalls sein, gemeinsam an einem Business Lauf, wie zum Beispiel den B2Run, teilzunehmen. Mit einem konkreten Ziel vor Augen könnt ihr vorab gemeinsam trainieren und euch gegenseitig motivieren. So ein Event stärkt den Teamzusammenhalt und kann sogar für die Außenkommunikation genutzt werden.
Firmeninterne Challenges
Auch Challenges, wie ein Schrittwettbewerb, ist eine passende BGM Maßnahme, um eure Teamkultur zu stärken und gleichzeitig für jede Menge Motivation bei euren Mitarbeitenden zu sorgen, im Alltag aktiver zu sein. Die Motivation kann noch gesteigert werden, wenn sich die Top 3 am Ende der Challenge über Preise freuen können, oder ihr die Challenge mit einem guten Zweck verknüpft.
Firmenrad
Firmenrad-Programme schützen nicht nur die Umwelt, sondern können Mitarbeitende dazu motivieren, öfter das Fahrrad zu nehmen und, anstatt mit dem Auto oder Bus, die Arbeitsstrecke mit dem Fahrrad zurückzulegen. Je nach Anbieter kann sich das Leasing und die finanzielle Unterstützung unterschiedlich gestalten. In jedem Fall stellt es für Mitarbeitende ein attraktives Angebot dar. Als bekannte Anbieter sind hier zum Beispiel JobRad und ComanyBike zu nennen.
Fitness-Studio
Für große Unternehmen kann es eine interessante Möglichkeit sein, ein unternehmenseigenes Fitness-Studio zu eröffnen. Für kleine Unternehmen kann eine finanzielle Beteiligung an einer Fitness-Studio-Mitgliedschaft eine entsprechende Alternative sein. Wichtig zu erwähnen ist, dass damit häufig die Mitarbeitenden begeistert werden können, die bereits sportaffin sind. Doch für diejenigen, die sich weniger zum Sport motivieren können, sollte es ergänzend ein Angebot geben, das sie von zu Hause oder in ihrem Arbeitsalltag nutzen können.
Digitale Maßnahmen
Digitale Maßnahmen haben den großen Vorteil, dass durch ihr Format eine ortsunabhängige Teilnahme möglich ist. Vor allem für Teams, die viel im Home Office oder komplett remote arbeiten, ist das ein kritischer Erfolgsfaktor. Die meisten der oben aufgeführten gesundheitsfördernden Aktivitäten können ohne Probleme digital durchgeführt werden (Gesundheitstag, Gesundheitskurse, 1:1 Coachings, Workshops, etc.). Wichtig ist hierbei, dass die digitale Nutzung den Mitarbeitenden Spaß macht und Formate auf dem neusten Stand der Technik beruhen.
Darüber hinaus gibt es aber auch noch Maßnahmen, die allein für die digitale Nutzung entwickelt worden sind. Gesundheitsapps sind ein gutes Beispiel dafür. Sie ermöglichen nicht nur eine ortsunabhängige Nutzung, sondern machen es auch sehr einfach, sie in unseren Alltag zu integrieren. Nutzen wir sie auf unserem Smartphone, haben wir sie überall mit dabei, egal ob wir gerade Zuhause sind, in der U-Bahn, oder auf Geschäftsreise. Kurze Entspannungseinheiten, Trainings, oder das Lesen interessanter Artikel lässt sich so einfach im Alltag integrieren und können ohne großen zeitlichen Aufwand konsumiert werden.
Kreative BGM Ideen
Jede BGM Maßnahme kann (und sollte) interessant und kreativ gestaltet sein. Hier möchten wir nun aber noch ein paar BGM Ideen auflisten, an die man vielleicht noch nicht so häufig gedacht hat und die Eurem BGM einen neuen Impuls geben können.
Lunch & Learn
Lunch & Learn Sessions bieten Mitarbeitenden die Möglichkeit, im Büro oder virtuell mit den Kolleg:innen zusammenzukommen und etwas Neues zu lernen. Diese Sessions können für die berufliche Weiterbildung, aber auch für gesundheitliche Themen genutzt werden. Für das “Lunch” sorgen die Mitarbeitenden entweder selbst, oder das Unternehmen bietet ein Catering, oder andere Form des Mittagessens an. Im Anschluss jeder Session sollte es noch eine kurze Diskussionsrunde geben, bei denen Mitarbeitende Fragen stellen können und über das neu Gelernte reflektieren können.
Live-Cooking
Die eigenen Essgewohnheiten zu ändern, fällt uns häufig schwer. Man weiß nicht so recht, wo man anfangen soll und die Hürde etwas Neues auszuprobieren, ist groß. Mit einem Live-Cooking Event kann man diese Hürden bewältigen. Das Event kann in eurer Büroküche stattfinden, oder man plant es digital und jeder kann von zu Hause mitkochen. Wählt ihr die zweite Option, kann vorab eine Zutatenliste verteilt werden und so können alle Mitarbeitenden in Echtzeit mitkochen. So könnt ihr eurem Team neue Inspiration für einfaches Meal-Prepping oder gesunde und schnelle Gerichte für den Feierabend liefern.
Fika
Ganz banal übersetzt ist der schwedische “Fika”-Brauch eine Kaffeepause, die man gemeinsam mit Freunden, Kollegen oder der Familie verbringt. Diese formlose Pause ist in Schweden für fast alle Arbeitnehmenden Realität und fester Bestandteil des Arbeitsalltags. Sie macht vor, wie mehr Achtsamkeit im Berufsalltag einkehren kann. In Schweden ist dies kurze Ruhezeit den Arbeitnehmenden sogar gesetzlich zugesichert und fest im Arbeitsalltag eingeplant. Eine Vielzahl von Studien haben den positiven Effekt dieser kurze Auszeiten für Unternehmen und Arbeitenden bestätigt: Die Leistung und das mentale Wohlbefinden steigen, während körperliche Beschwerden sowie Unfälle und Fehler zurückgehen. Macht dieses schwedische Ritual doch zu eurem eigenen und führt die Fika-Pause als festen Bestandteil eures Arbeitstages ein.
Focus Friday
Immer mehr Unternehmen führen in ihrer Organisation Termin-freie Tage ein. So auch SAP: Bei ihnen ist seit ein paar Monaten der Freitag zum “Focus Friday” ernannt worden, an dem keine Termine geplant und die Mitarbeitenden sich ungestört auf ihre Aufgaben konzentrieren können.
Wellbeing Channel
Kommunikationsplattformen wie zum Beispiel Microsoft Teams oder Slack können auch für das körperliche und mentale Wohlbefinden eures Teams genutzt werden. Erstellt einen Kanal, in dem ihr euren Mitarbeitenden regelmäßig Nachrichten schickt. Das kann eine kurze Erinnerung sein, drei achtsame Atemzüge zu nehmen, oder eine Nachricht mit Link zu kurzen Schreibtisch-Workouts oder ihr könnt es als dedizierten Kommunikationskanal für eure BGM Aktivitäten nutzen. Hier könnt ihr selbst brainstormen, welche Inhalte zu eurem Team passen.
Healthy Reminders
Euren Wellbeing Channel lässt sich auch für die folgende BGM Maßnahme nutzen: Healthy Reminders. Mit “gesunden Erinnerungen” könnt ihr euer Team regelmäßig auf wichtige Vorsorgeuntersuchungen aufmerksam machen, aber sie auch daran erinnern, welche alltäglichen Aktivitäten die eigene Gesundheit fördern können. Ihr könnt diese Healthy Reminders online, aber auch in Papierform in eurem Office platzieren. Damit schafft ihr grundsätzlich für die Themen Aufmerksamkeit und signalisiert Eurem Team, dass ihre Gesundheit für euch einen hohen Stellenwert hat und ihr sie aktiv bei der Erhaltung ihres Wohlbefindens unterstützten möchtet.
Ideensammlung durch Mitarbeitende
Die feste Einbindung eures Teams in die Planung eurer BGM Maßnahmen sorgt nicht nur dafür, dass die Maßnahmen zu euren Bedürfnissen passen, sondern auch, dass sich euer Team gehört fühlt und das Gefühl hat, selbst mitgestalten zu können. Das stärkt nicht nur eure Unternehmenskultur, sondern wird auch die Nutzung der BGM Maßnahmen erhöhen. Eine Maßnahme kann also sein, dass ihr eine Ideenbox, ein Posteingang oder einen anderen Ort definiert, in denen Ideen eingebracht werden können. Eine andere Alternative ist ein viertel- oder halbjährliches Treffen, bei denen Ideen gesammelt werden können.
Erfolgreiche Praxisbeispiele von SAP, Einhorn und Co.
Im Folgenden möchten wir euch noch drei BGM Maßnahmen aus der Praxis vorstellen. Sie zeigen, dass Maßnahmen immer dann erfolgreich sind, wenn Unternehmen hinter ihnen nicht nur einen Hacken setzen möchten, sondern man mit ihnen die Unternehmenskultur, die Werte des Unternehmens und die Art der Zusammenarbeit positiv verändern möchte.
SAP: BGM Best Practice für das Thema Achtsamkeit im Arbeitsalltag
Mit mehr Flexibilität und eigener Gestaltung des Arbeitsalltags steigt das Risiko einer “Always-On” Mentalität, die es Mitarbeitenden schwerer macht, auch bewusst abzuschalten. SAP hat diese Herausforderungen der sich verändernden Arbeitswelt früh erkannt und mit dem SAP Global Mindfulness Practice ein Programm entwickelt, in dem Mitarbeitende lernen mit dem Konzept der Achtsamkeit bewusster die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen, selbstwirksamer zu handeln und die eigene Resilienz zu stärken. Gemeinsam mit dem Partner SIYLI hat SAP ausgewählte Mitarbeitende zu “Mindfulness Instructor” ausgebildet und im Rahmen von Trainings dieses Wissen in die gesamte Organisation getragen. Mittlerweile unterstützt SAP auch andere Unternehmen dabei, das Search Inside Yourself Konzept und Achtsamkeits-Methoden in der Unternehmenskultur und im Alltag der Mitarbeitenden fest zu etablieren.
Einhorn: Einen Monat Extra-Urlaub und kostenlose Therapiestunden
Das Startup Einhorn mit Gründer Waldemar Zeiler versucht bei der Stärkung der körperlichen und mentalen Gesundheit ihrer Mitarbeitenden immer wieder neue Wege zu gehen. So hat das Startup bereits 2018 allen Mitarbeitenden den Zugang zu kostenlosen Therapiestunden ermöglicht. Damit möchte das Startup es dem Team so einfach wie möglich machen, bei mentalen Belastungen kurzfristig fachliche Unterstützung zu erhalten. Der Gründer ist überzeugt, dass Führungskräfte eine Vorbild-Rolle einnehmen und sie deshalb auch in der Enttabuisierung psychischer Erkrankungen eine aktive Rolle spielen. Zudem hat das Startup dieses Jahr verkündet, dass das Team zusätzlich zum normalen Urlaubsanspruch für jedes Jahr Betriebszugehörigkeit einen Monat bezahlten Extra-Urlaub erhält. Das Start-Up ist davon überzeugt, dass diese Zeit dazu beträgt, sich neu zu fokussieren. Diese Maßnahme ist für viele Unternehmen sicherlich nicht umsetzbar, doch ist ein gutes Beispiel dafür, dass Maßnahmen immer einen übergeordneten Zweck verfolgen sollte.
Allianz: Mit einem neuen Arbeitsmodell feste Standards für einen gesunden Arbeitsalltag setzen
Mit dem neuen Arbeitsmodell “WOW – Ways of working” möchte das Münchner Unternehmen weltweite Standards für einen gesunden Arbeitsalltag ihrer Mitarbeitenden setzen. Dabei unterstützt die Allianz ein hybrides Arbeitsmodell, in dem Mitarbeitende mindestens 40 % ihrer Arbeitszeit von Zuhause aus und 25 Tage pro Jahr aus dem Ausland arbeiten können. Zudem bieten sie ein 24/7 Unterstützungsangebot für die mentale Gesundheit, tägliche Achtsamkeitstrainings im Rahmen ihrer Mindfulness Community und dedizierte Fokus-Zeiten, in denen keine Meetings stattfinden. Auch der Bereich Learning & Development wird gefördert: Mitarbeitende werden dazu ermutigt, pro Woche eine Stunde ihrer Arbeitszeit in die eigene Weiterbildung zu investieren. Dafür bieten sie den Mitarbeitenden Zugang zu unterschiedlichen Lernplattformen.
Die richtigen BGM Maßnahmen wählen
Häufig stellen sich die Unternehmen die Frage, welche BGM Maßnahme nun die richtige ist. Wie bereits erwähnt, sollte man BGM Maßnahmen nie nur zum Selbstzweck umsetzen. Ihr solltet euch immer bewusst darüber sein, welches Ziel ihr mit ihnen verfolgt, wie sie euch in der Erreichung eurer Unternehmensziele unterstützen und wie sie zu eurer gewünschten Unternehmenskultur passen. Zudem solltet ihr die Maßnahmen immer basierend auf den Bedürfnissen eurer Mitarbeitenden auswählen. Um die Bedürfnisse eurer Mitarbeitenden zu erfahren, könnt ihr Gesundheitsbefragungen durchführen oder euch mit stellvertretenden Mitarbeitenden aus jedem Team in einem gemeinsamen Gespräch austauschen. Dabei hilft es zu analysieren, aus welchen Personengruppen sich eure Organisation zusammensetzt und welche typischen Bedürfnisse diese Personengruppen haben.
BGM Maßnahmen evaluieren
Habt ihr eure BGM Maßnahmen selektiert und eingeführt, ist es irgendwann Zeit, die Maßnahmen zu evaluieren. Hier analysiert ihr, inwiefern die Ziele, die ihr mit ihnen verfolgt, erreicht wurden. Damit das gelingt, solltet ihr euch noch vor Einführung überlegen, welche Kennzahlen ihr hierfür erfassen und auswerten solltet. Habt ihr Kennzahlen und die Art der Erfassung definiert, könnt ihr dann in regelmäßigen Abständen jede einzelne Maßnahme evaluieren und darauf basierend Anpassungen vornehmen. Eine Organisation ist lebendig und verändert sich. So sollten sich auch eure BGM Maßnahmen stetig weiterentwickeln.
Toller, umfassender Beitrag. Herzliche Grüße aus Heilbronn
Ein wirklich umfassender Überblick über die Maßnahmen. Als Fachkraft für Arbeitssicherheit freue ich mich Gefährdungsbeurteilung und Betriebsarzt in der Liste zu sehen. Vielleicht macht es Sinn den Arbeitsschutz als weiteren separaten Punkt aufzuführen. Dieser beinhaltet nämlich noch mehr. Das nur als Idee 🙂
Herzlichen Dank für das Feedback. Wir haben dieses direkt vermerkt und bei der nächsten Anpassung des Beitrags werden wir es dann ggf. berücksichtigen. Viele Grüße!